Warum ich Charakterköpfe liebe!

MEINE ERSTE BEWUSSTE BEGEGNUNG MIT EINEM CHARAKTERKOPF
Es war eines dieser berühmt berüchtigten Teamtrainings vor ein paar Jahren, die mein Interesse für Charakterköpfe weckte. Gemeinsam mit einem sehr geschätzten Kollegen leitete ich das Training für ein sehr heterogen gemischtes Team, dass sich zum Ziel gesetzt hatte, die Zusammenarbeit und die Kommunikation innerhalb des Teams zu verbessern. Im Laufe des ersten Trainingstages stach ein junger Mann hervor, den ich gemäß meines ersten Eindrucks folgendermaßen beschreiben möchte: Selbstbewusst (vielleicht auch ein bisschen arrogant), meinungsstark und aufmerksamkeitsfordernd. Wie man sich vorstellen kann, war es nicht so einfach, ihn von der Sinnhaftigkeit des Trainings zu überzeugen, respektive sich überhaupt auf das Training ganzheitlich (der Wunsch jeden Trainers 😉) einzulassen. Immer wieder überspielte er Situationen mit Humor und zog Bemerkungen ins Lächerliche. Während ich diese Coolness und das Ausweichen eher als störend empfand, hatte mein Kollege längst diesen jungen Mann durchschaut. Am Ende des ersten Trainingstages bröselte bereits die coole Fassade und am zweiten und dritten Trainingstag, war er wie ausgewechselt: aufmerksam, kooperativ und hilfsbereit. Mit einem Staunen musste ich erkennen, dass dieser eigensinnige Charakterkopf einen ganz weichen Kern hatte, den mein Kollege innerhalb kürzester Zeit erreicht hatte. Dieser Aha-Moment verankerte sich fest in mir und ich musste feststellen, dass sich dieses Phänomen in unzähligen anderen Situationen fast 1:1 wiederholte. Daraus wuchs meine Faszination für Charakterköpfe und mein Interesse war unweigerlich geweckt.
💡WORAN DU EINEN TYPISCHEN CHARAKTERKOPF ERKENNST
Woran erkenne ich denn jetzt genau einen Charakterkopf? Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass es einige Eigenschaften gibt, die fast immer zutreffen, wenn wir es mit einem typischen Charakterkopf zu tun haben. Sie ecken an, der Umgang mit ihnen gestaltet sich häufig schwierig und sie sind unnachgiebig. Dennoch sind sie oft sehr gut indem was sie tun und sie zeichnen sich durch eine hohe Zielstrebigkeit und Willensstärke aus. Aus diesem Grund werden sie häufig in Teams (gerne mit einem Augenrollen😃) toleriert, auch wenn sie mit ihrer eigensinnigen Art die Zusammenarbeit erschweren können. Oft gilt für sie das Credo "Ganz oder gar nicht", wodurch zurückhaltende Kollegen gerne darunter leiden. Wo treffe ich denn Charakterköpfe an? Es ist ganz einfach: Sie sind überall! Und das unabhängig von Hierarchiestufen, Alter oder Geschlecht. Spätestens jetzt, hast du bestimmt schon jemand vor Augen, der auf die Bezeichnung Charakterkopf ziemlich gut passt, richtig?
💡WAS WIR VON CHARAKTERKÖPFEN LERNEN KÖNNEN
Eine ganze Menge! Warum das so ist? Weil sie uns zeigen, dass hinter jedem noch so markanten Profil eine Geschichte, ja sogar ein weicher Kern steckt, den es zu verstehen gilt. Sie lehren uns innezuhalten und uns bewusst in ihre Welt reinzuversetzen. Wir müssen die richtigen Fragen stellen, um zu verstehen, warum sie sich so verhalten wie sie es tun. Haben wir verstanden welche Auslöser in ihnen arbeiten, können wir ihnen mühelos die Hand reichen. Und wir stellen fest, dass Charakterköpfe gar keine Quermacher sind, sondern dass sie gerne mit uns an einem Strang ziehen. Jetzt wirst du denken, ja klar, dass kann ich mir nicht vorstellen! Und doch ist es so, denn es liegt sozusagen in der Geschichte der Menschheit. Ohne Gemeinschaft und Kooperation waren die Menschen in der Steinzeit (wie auch heute nur in anderer Form😁) dem Säbelzahntiger hilflos ausgeliefert. Nur gemeinschaftlich konnten sie den Überlebenskampf gewinnen und sich weiterentwickeln.
💡WIESO WIR UNS DURCH CHARAKTERKÖPFE WEITERENTWICKELN KÖNNEN
Spannen wir den Bogen zurück zur Neuzeit, ist eine Sache über die Jahrtausende gleich geblieben: Wir sind wer wir sind. Unsere Geschichten machen uns zu dem, wer wir heute sind. Sie prägen uns viel mehr, als wir es je begreifen können und unser Verhalten ist damit immer ein Ergebnis aus der Summe unserer Erziehung und unseren Erfahrungen. Das Gute daran ist: Wir können Einfluss auf unser Verhalten nehmen und uns neue Muster antrainieren. Das erfordert einen bestimmten Grad an Selbstreflexion, den wir im Umgang mit Charakterköpfen sehr gut lernen können. Und das ist es, was ich an Charakterköpfen so mag: Sie erfordern, dass ich mich immer wieder mit mir selbst und mit meinem Weltbild auseinandersetze, um mich von vorschnellen Urteilen und Schubladendenken zu befreien. So mögen Charakterköpfe auf den ersten Blick mehr von einem abverlangen, aber schlussendlich ist es nur eine Frage, wie sehr ich bereit bin, mich auf anders denkende und handelnde Individuen einzulassen.
Ergreifen wir also die nächste Chance bei einem Aufeinandertreffen mit einem Charakterkopf und nutzen die Möglichkeit, etwas über uns selbst zu lernen!

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